der Zahnarzt und die Super-Vuvuzela

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Mit Tröten kennen sich die Afrikaner aus. Aber so ein Riesending haben sie noch nicht gesehen: Mit seinem Alphorn war Ralf Denninger der Star bei den Kindern in Johannesburg. Der Musiker gehörte zu einer Gruppe um den Wangener Zahnarzt Igor Wetzel, die jetzt Südafrika besucht hat. Die Besucher überzeugten sich, dass die Spenden aus Schwaben für „Wir helfen Afrika“ an der richtigen Stelle ankommen.

„Was ist das?“ – „Wie geht das?“ – „Kann man damit überhaupt Musik machen?“ Wo auch immer Ralf Denninger auftaucht in Südafrika, die Neugier ist dem Mann aus „Germany“ gewiss.

Im Krankenhaus

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“Wir helfen Afrika” in Johannesburg

Nicht nur wegen seiner Lederhose, die die Männer an der Johannesburger Tankstelle am liebsten gleich kaufen würden. Sondern vor allem wegen seinem kuriosen Blasrohr. „Die Mutter aller Vuvuzelas“, staunen die Südafrikaner, als der Heidelberger beweist, dass er dem Ding tatsächlich Töne entlocken kann. Und was für welche: „Nkosi Sikelel‘ iAfrika“, spielt Denninger, „Gott segne Afrika“. Es sind die Klänge der südafrikanischen Nationalhymne. Die Zuhörer sind hin und weg. „Mit Musik kann man sämtliche Schranken fallen lassen“, erkennt der ausgebildete Posaunist und Dozent der Pädagogischen Schule Heidelberg einmal mehr.

Mit einer Gruppe von Baden-Württembergern hat Denninger die ersten Tage der Fußball-WM in Südafrika verbracht. Organisator der Reise war Igor Wetzel. Der Zahnarzt aus Wangen im Allgäu ist einer der Initiatoren von „Wir helfen Afrika“. Bei dieser Aktion, die von der „Schwäbischen Zeitung“ unterstützt wird, sammeln 32 Städte aus Baden-Württemberg und Bayern Geld für die Behandlung kranker Kinder in Afrika. Mittelweile wurde schon über 60 Kindern in Togo, Namibia und Südafrika eine dringend notwendige, für die Eltern aber unbezahlbare Operation finanziert. Wetzel und seine Mitstreiter haben sich nun vor Ort davon überzeugt, dass das Geld dort ankommt, wo es gebraucht wird – und den operierten Kindern einen Besuch abgestattet.

„Das war von der ganzen Reise das Beeindruckendste“, erinnert sich Wetzel nach seiner Rückkehr ins Allgäu, „das Treffen mit den operierten Kindern und den Eltern“. Einen ganzen Tag verbrachten die Deutschen mit den Kindern in einer Johannesburger Klinik. Einmal mehr brach das Alphorn alle Barrieren, aber auch auf die Trommel von Stefan Frommherz, einem weiteren Mitreisenden, reagierten die kleinen Patienten euphorisch — dabei hatten viele von ihnen gerade erst eine Operation überstanden. Lippenkiefergaumenspalten und andere Gesichtsfehlbildungen wurden mit den Spenden aus Baden-Württemberg und Bayern ebenso behandelt wie schwere Verbrennungen. „Aber sobald die Kinder Musik gehört haben, waren alle Leiden weg“, hat Wetzel bei dem Besuch erlebt. Mit kleinen Plastik-Vuvuzelas begleiteten sie Denninger auf dem Alphorn.

Ein Markenzeichen von „Wir helfen Afrika“ sind die „Big Shoes“. Von den riesigen Fußballschuhen Größe 100 hat jede Teilnehmerstadt in Baden-Württemberg und Bayern einen bekommen. Ein Exemplar hat Wetzel in Johannesburg wieder in Empfang genommen: Armin Hollensteiner, der den Schuh aus Amtzell (Kreis Ravensburg) auf dem Landweg quer über den Kontinent transportiert und damit für „Wir helfen Afrika“ geworben hat, präsentierte den Schuh im Fan-Camp der deutschen Nationalmannschaft. Doch das Interesse an den merkwürdigen Lederschlappen geht über den Dunstkreis der deutschen Mannschaft hinaus: Auch der Schweizer Trainer Otmar Hitzfeld und sogar die brasilianischen Kicker fanden das Projekt so gut, dass sie die Riesenschuhe signieren wollten.

„Der ,Big Shoe‘ hat magische Kräfte“, behauptet Wetzel sogar. Auch auf der Fanmeile in der Johannesburger Innenstadt beim WM-Eröffnungsspiel hatte er das gute Stück dabei. „Als die Menschen gehört haben, wofür der Schuh steht und was wir machen, haben sie den Schuh abgeküsst und was nicht alles.“ Ein Schuh sagt eben mehr als tausend Worte.

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(Erschienen: 24.06.2010 23:35)

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