schreibt die Zeit in ihrer aktuellen Ausgabe:
Von oben geht’s nach oben
Man zieht in gute Viertel, schickt die Kinder auf Privatschulen, achtet auf Stil und Manieren: Das Bürgertum grenzt sich ab – und erschwert Menschen aus den unteren Schichten den Aufstieg.
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Als Erstes gibt sie ihr Alter ein: 31 Jahre. Dann ihre Größe: 1,70 Meter. Ihr Gewicht: 63 Kilogramm. Ihre Hobbys: Wein trinken, Tanzen, Tennis. Zum Schluss ihren Beruf: Apothekerin. Sie stellt ein Foto ins Netz und drückt die Returntaste. Sie ist jetzt angemeldet bei einer der größten Kontaktbörsen im Internet. Es ist der 1. April, draußen ist es nass und trüb. Auf dem Monitor sieht sie bunte Bilder von Männern, die eine Frau suchen. Der da zum Beispiel: Sieht doch ganz nett aus. Was macht der beruflich? Werkzeugmacher. Ein Mausklick, und er ist weg. Und der? Hat es auch nicht aufs Gymnasium geschafft. Klick, weg. Der? Schreibt nicht, welchen Beruf er hat, weg. Weg. Weg. Weg. Sie klickt sich durch die Fotos, bis sie auf einen höheren Angestellten mit Abitur stößt. Schon besser. Sein Gesicht gefällt ihr, er ist 33 Jahre alt, sie schreibt ihm eine E-Mail.
Der Soziologe Jan Skopek sitzt vor dem, was von der jungen Apothekerin übrig geblieben ist, und wartet. Sein Computer an der Uni Bamberg hat die Frau in grüne und gelbe Zahlenreihen verwandelt. Die Partnervermittlung hat Skopek die anonymisierten Daten von 22150 Männern und Frauen zur Verfügung gestellt. In Skopeks Computer werden sie so durchsichtig wie Pantoffeltierchen unter dem Mikroskop. Wer hat wen angeklickt? Wer hat wem gemailt, wer wem geantwortet? Wie lange hielt das Interesse?
Skopek, Nietengürtel, enge Jeans, gegelte (…..)